Mit dem Aufblühen des Bergbaus im Erzgebirge nach 1470 ging auch ein Aufblühen alter wichtiger Zentren am Fuße des Erzgebirges wie Zwickau, Chemnitz und Komotau/Chomutov einher.Hauptsächlich als Versorgungsbasis, aber auch als Standort von Verarbeitungsbetrieben und durch Kapitalzuführung hatten sie Anteil an einer gedeihlichen Entwicklung des Bergbaus. Zwickau, das mit dem Beginn des Schneeberger Bergbaus dessen Silbererze in Schmelzhütten und einer Münze verarbeitete, konnte seine Einwohnerzahl in wenigen Jahrzehnten fast verdoppeln und den Reichtum seiner Bürger deutlich vermehren.
Zur Bergstadt wurde es aber erst im 19. Jahrhundert durch die stürmische Entwicklung des Steinkohlenbergbaus. Die Nutzung der Zwickauer Steinkohle, seit 1348 urkundlich belegt und im 16. Jahrhundert bereits an mehreren Orten links und rechts der Mulde vornehmlich in Tagebauen und wenig tie fen Schächten abgebaut, gewann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung. Die Industrialisierung erforderte mehr Steinkohle, bald aber auch höhere Brennqualitäten. Sie wurden durch die Verkokung erreicht. Noch im Jahre 1830 begann die Koksproduktion in zwei Backöfen und in Meilern durch das von Oberberghauptmann von Herder initiierte Mustersteinkohlenwerk Junger Wolfgang. Die Koksproduktion dieses, durch eine Gewerkschaft aus der Königlichen Antonshütte, dem Königlichen Blaufarbenwerk Oberschlema und den gewerkschaftlichen Schneeberger Kobaltgruben betriebenen Werkes, diente vornehmlich der Sicherung des Bedarfs der Antonshütte. Aufgrund der guten Erfahrungen mit der Koksfeuerung bei den sächsischen Hüttenwerken kam es seit 1840 zur Anlage eines der größten Hüttenwerke Sachsens, der Königin-Marien-Hütte in Cainsdorf. Die in der Nachbarschaft geförderte Steinkohle wurde hier in 30 Öfen zu Koks verarbeitet und anschließend in zwei Hochöfen zum Eisenschmelzen benutzt (Die energieintensive Produktion wurde erst durch die Steinkohlenwerke der Umgebung möglich).
![]() Der Anschluss an das Eisenbahnnetz 1845 und dessen ständige Erweiterung führten der Steinkohle neue Absatzgebiete zu. In Zwickau selbst entstanden bis 1850 mit der Porzellanfabrik Fischer, der Glasfabrik Fickentscher und der Gasbeleuchtungsanstalt neue Abnehmer. Die wachsende Bedeutung des Steinkohlenbergbaus vermittelt die 1830 bis 1850 von knapp 200 auf etwa 2500 gestiegene Beschäftigtenzahl bei gleichzeitiger Produktionsausweitung von 21.000 auf 336.000 Tonnen. Bereits im Jahre 1861 wurde die Millionen-, 1871 die Zwei-Millionen-Grenze überschritten und von 1880 bis 1913 lag die Produktionshöhe bei durchschnittlich 2,5 Millionen Tonnen. Danach halbierte sich bis 1940 die Produktion, blieb auf diesem Niveau bis 1962 und wurde dann bis zur Stilllegung im Jahre 1978 allmählich gesenkt.
Der Abbau der Zwickauer Steinkohlen ist von der Planitzer Flur ausgegangen. Hier streichen die in Richtung Zwickau einfallenden Steinkohlenschichten zwischen Oberplanitz und der Mulde bei Niedercainsdorf fast zu Tage aus. Schon bald nach dem Übergang vom Tage- zum Tiefbau im 17. Jahrhundert dürfte auch der berühmte Planitzer Erdbrand entstanden sein: Durch Selbstentzündung und nicht durch einen Schuss eines Jägers auf einen Fuchs, wie es sagenhaft heißt. Eine stärkere Konzentration des in allen Kohlenflözen vorkommenden Schwefelkieses war durch Hinzutritt von Sauerstoff und Wasser zur chemischen Reaktion angeregt worden, und die dadurch entstandene Hitze entzündete die Kohle. Zahlreiche Löschversuche schlugen fehl, so dass der Brand bis ins 19. Jahrhundert andauerte. |