Steinerne Zeitzeugen und Riesenbäume beeindrucken
Kinder verlieren in Museen schnell die Lust. Im Bergbaumuseum Oelsnitz setzt man darum auf lehrreiche Angebote, die die jungen Besucher auch selbst aktiv werden lassen.
VON VIOLA GERHARD
OELSNITZ - Jean, Nadja, Malika und Pascal legen ihre Köpfe in den Nacken. Nur so kann man die Blätter der Bäume sehen. Kaum vorstellbar, dass diese Riesen etwas mit dem Schachtelhalm zu tun haben sollen, den sie von Wiese und Acker kennen. Und doch, so haben sie es eben gelernt, sind die heutigen Schachtelhalme die letzten Überlebenden einer Gruppe innerhalb der Gefäßsporenpflanzen. Diese waren verholzt, erreichten Wuchshöhen von bis zu 30 Metern und Stammdurchmesser bis zu einem Meter - und sie bildeten einen wichtigen Bestandteil der Steinkohlenwälder.
Jener Steinkohlenwald, in dem die vier Chemnitzer Schüler gerade stehen, ist zwar nicht echt, aber beeindruckend. Und er ist Bestandteil einer lehrreichen Zeitreise, welche die Fünftklässler im Zuge einer Bergbauexkursion des Geografieunterrichts unternehmen. „Das hat bei uns Tradition", sagt Lehrerin Beate Seypka. Alle 5. Klassen des Agricola-Gymnasiums Chemnitz besuchten das Bergbaumuseum. Das Angebot, das sie an diesem Vormittag nutzen, nennt sich „Führung zur Geologie und Herstellen eines eigenen fossilen Abdrucks".
Bevor es daran geht, selbst Abdrücke herzustellen, holt Museumspädagogin Marion Dittmann steinerne Zeugen längst vergangener Zeiten aus einer Schachtel: Abdrücke von Schuppen- und Siegelbaum, Calamiten, Cordaiten. Die Kinder sollen die passenden Pflanzen finden. Nicht so einfach, stellt Malika fest. Aber interessant sei es. Wie der Film, den sie zuvor angeschaut haben.
Der Film sei immer der Höhepunkt, weiß Marion Dittmann. So wie der Wald immer eine große emotionale Wirkung habe. Dittmann hat die museumspädagogischen Angebote erarbeitet. Nach einer Testphase 2009/10, in der sie auch stetig weiterentwickelt wurden, wurden jetzt alle in einer Broschüre zusammengefasst und gehören zur ständigen Offerte des Museums. Allein die Geologie-Führung haben 2011 etwa 200 Schüler genutzt. Sehr beliebt sei auch die Schatzsuche. Die kennt Nadja schon. Vor zwei Jahren hat sie mit dieser Kindergeburtstag gefeiert. Das Wiederkommen hat sich trotzdem gelohnt: „Damals gab es doch den Steinkohlenwald noch nicht."
Bild: Museumspädagogin Marion Dittmann (2. von links) erklärt Jean, Nadja, Malika und Pascal den Karbonwald FOTO: ANDREAS TANNERT.
» www.bergbaumuseum-oelsnitz.de
Freie Presse vom 24.03.2012