
einer Sonderausstellung gemacht.
VON VIOLA HEIDRICH
OELSNITZ - Lohntag ist, wenn der Lohn auf dem Konto eingegangen ist. Logik der Gegenwart. Wozu diente dann aber die Lohnschalterhalle, die es im Bergbaumuseum Oelsnitz ja noch original erhalten zu sehen gibt? Das haben sich die Mädchen und Jungen des Museums-Kinderclubs auch gefragt - und zu diesem Thema eine Ausstellung vorbereitet.
Seinen Ausgang nahm das Unterfangen im Januar. Damals stand ein Nachmittag des Kinderclubs unter dem Thema „Numismatik". Unter anderem ging es auch um Gepräge mit Bergbaubezug. Dabei kam im
Kinderklub auch die Frage nach dem Verdienst der Bergleute auf und schließlich der Wunsch, zu dem Thema mehr zu erfahren. Die Kinder machten sich also nun auf die Suche nach Spuren, Dokumenten und Objekten, die etwas über die Entwicklung der Bezahlung der Bergleute im Laufe der Jahrzehnte aussagten.
Und so erfuhren sie, dass der Zahl- oder Lohntag nicht nur im Oelsnitzer Steinkohlenwerk der Termin war, an dem Angestellte und Arbeiter des Schachtes ihren Lohn beziehungsweise ihr Gehalt ausgezahlt bekamen - bar in einer sogenannten Lohntüte. Sie lernten auch, dass sich die Weise der Auszahlung im Laufe der Zeit veränderte- vom täglichen Lohn der Tagelöhner über die wöchentliche Auszahlung und schließlich erhielten die Bergarbeiter ihren Lohn monatlich, allerdings in zwei Teilen. Zuerst einen Abschlag, dann die Restzahlung.
Bei der Vorbereitung und Erarbeitung der Sonderschau, die morgen Nachmittag in der ehemaligen Lohnschalterhalle eröffnet wird, wurden die Kinder vor allem von Numismatikern und Mitgliedern des Fördervereins unterstützt.
Der Kinderklub des Bergbaumuseums wurde 2009 ins Leben gerufen. Denn nachdem er im September 2008 die Leitung des Museums übernommen hatte, war es eines seiner Hauptanliegen, verschiedene Bevölkerungs- und Altersgruppen in die Museumsarbeit einzubeziehen, erklärt Museumsleiter Jan Färber.
„Den nachwachsenden Generationen fehlt der Bezug zum Bergbau immer mehr, je länger die Förderung der letzten Kohle zurückliegt.“
Jan Färber Museumsleiter
Großen Bedarf sah er in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, also jenen, die keinen Bezug mehr zum Bergbau haben - von jenem Ereignis,
das diese Region prägte und von dem heute noch so viele Spuren vorhanden sind. Aber: „Den nachwachsenden Generationen fehlt der Bezug zum Bergbau immer mehr, je länger die Förderung der letzten Kohle zurückliegt."
Museumspädagogin Marion Dittmann indes hatte ebenfalls schon seit längerem den Wunsch, ein dauerhaftes museumspädagogisches Angebot zu etablieren, in dem Aspekte aus der Museumsführung beziehungsweise aus der Dauerausstellung des Museums vertiefend aufgegriffen werden, erklärt Färber. „Frau Dittmann stellte mehrfach fest, dass Kinder bei einer Führung so großes Interesse am Steinkohlenbergbau mit all seinen Facetten fanden, dass sie innerhalb kurzer Zeit mehrfach ins Museum kamen." So seien die Adressen dieser Kinder gesammelt worden, um sie zu einem museumspädagogischen Angebot einzuladen. Der Kinderclub des Museums entstand.
Ein Stamm von etwa zehn Kindern ab sechs Jahren trifft sich seither regelmäßig, um über Fragen zum Steinkohlenbergbau, aber auch zu anderen Themen zu sprechen, zu basteln und zu experimentieren. Für die Planung und Durchführung ist Marion Dittmann verantwortlich, unterstützt wird sie durch die Mitarbeiter des museumspädagogischen Dienstes des Bergbaumuseums. Die Kinderklub-Stunden werden von Mitgliedern des Fördervereins des Museums ebenso betreut wie von „anderweitig dem Museum verbundenen Personen", sagt Jan Färber. Außerdem gebe es eine große Unterstützung seitens der Familienangehörigen der Kinder, insbesondere durch deren Großeltern.
Die Lohnschalterhalle des früheren Karl-Liebknecht-Schachtes und heutigen Bergbaumuseums diente übrigens von 1923 bis um 195o zur Auszahlung des Lohns. Später erfolgte die Entlohnung im „Rundbau" des Schachtes. Die Lohnschalterhalle wurde dann zur Aufbewahrung von bergmännischem Gerät genutzt. Nach der Stilllegung des Bergbaus dienten die Zahlschalter in der Lohnschalterhalle als Verkaufsschalter einer HO-Verkaufsstelle.
Die Sonderausstellung „Lohntag im Schacht“ ist ab 09.06. bis zum 11. September 2011 in der Lohnschalterhalle des Museums zu sehen.
Geöffnet ist das Museum dienstags bis sonntags jeweils von 10 Uhr bis 17 Uhr (letzte Führung 16 Uhr). Der Kinderclub ist ein kostenloses Freizeit und Bildungsangebot des Museums, er trifft sich jeden Donnerstag, 15 Uhr im Museum. Nachwuchs ist jederzeit willkommen.
Freie Presse Juni 2011, FOTO'S privat