Awo investiert 18.000 Euro in Kita „Wichtelhaus"
Von Anette Neef
Oelsnitz. Baby-Puppe Katharina ist 33 Jahre alt und betritt ab nächste Woche zumindest räumlich gesehen Neuland: im Strand- und Streichelzimmer der Kindertagesstätte „Wichtelhaus" in Oelsnitz, das gestern eingeweiht wurde. Der Raum wirkt gemütlich, ist in warmes Licht getaucht, der Fußboden gepolstert und mit weichen Elementen wie Wippe, Kriechtunnel und Matten ausgestattet. In den vier Wänden sollen sich in erster Linie Wonneproppen pudelwohl fühlen. Nächste Woche beginnen im „Wichtelhaus" drei Kurse, in denen Puppen-Mama Christine Wagner mit ihrer Katharina frisch gebackenen Eltern das pädagogische Konzept namens Pekip vermittelt. Die Abkürzung steht für Prager-ElternKind-Programm. Bei der speziellen Gruppenarbeit mit Vätern, Müttern und deren Babys - die wöchentlichen Treffen dauern je 9o Minuten - sind die Säuglinge nackt. „Unbekleidet bewegen sie sich spontaner und intensiver. Daher die Ausstattung mit viel Schaumstoff und weichen Flächen", so Wagner als erfahrene Pekip-Gruppenleiterin. Ziel: Die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärken, Kontakte innerhalb der Gruppe fördern und die Entwicklung des Babys in den ersten zwei Lebensjahren unterstützen - das alles mit einfachen Mitteln. Neu ist das Konzept nicht. In Oelsnitz allerdings schon.
„Eine tolle Bereicherung für unser Haus", sagt Sylke Sperl, Leiterin des „Wichtelhauses". Dessen Träger ist die Arbeiterwohlfahrt, genauer gesagt der Kreisverband Chemnitz und Umgebung. Geschäftsführer Jürgen Tautz geht fest davon aus, dass sich die Investition lohnt. Der Umbau des Raums kostete r8.ooo Euro. „In anderen Kitas bieten wir die Kurse bereits mit viel Erfolg an. Also warum nicht auch in Oelsnitz?" Bedarf besteht. So waren mit 24 Anmeldungen auf Anhieb drei Kurse voll. Damit sich Mutter und Kind aufeinander konzentrieren können, hat Diplom-Designerin Katrin Stapf das perfekte Umfeld geschaffen. Zur Ausstattung gehört sogar eine Fußbodenheizung. Während der Treffen herrschen Temperaturen von knapp 3o Grad Celsius. „Die Babys sind ja nackt", so Wagner, die sich auf die Arbeit in Oelsnitz freut. Mit wenig Zubehör kommt sie dabei aus. Bis auf den Einsatz schlichter Spielsachen geht es vor allem um das Miteinander von Eltern und Kindern. „Das kann auch nur mal eine Streicheleinheit sein." Eine der zehn Kurseinheiten ist Vätern vorbehalten. „Das finde ich immer sehr interessant. Die Papas sind kreativ und einfallsreich, haben meist eine ganz andere Art, mit ihren Babys umzugehen als die Mütter." Vom Strand- und Streichelraum profitieren auch die 130 Mädchen und jungen des „Wichtelhauses". Kita-Leiterin Sylke Sperl: „Sie erhalten die Möglichkeit, in dieser tollen Entspannungsoase zur Ruhe zu kommen."
Bild oben: Christine Wagner - hier mit Vorführ-Puppe Katharina - leitet ab Dienstag spezielle Eltern-Kind-Kurse im Oelsnitzer „Wichtelhaus". Dafür wurde in der Kindertagesstätte extra ein Raum neu ausgebaut.
-FOTO: ANDREAS TANNERT (Freie Presse vom 07. Oktober 2009)
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