Aus der „Stadt dr Kuhl“ – Die Oelsnitzer Blasmusikanten
Die Oelsnitzer Blasmusikanten gehören heute zu den bekannten und beliebten Klangkörpern im Raum Chemnitz und Zwickau. Über 90 Auftritte pro Jahr bestätigen das und erfordern von den Mitgliedern ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft.Entstanden ist das Orchester 1935 aus den Kapellen der beiden Oelsnitzer Steinkohlenwerke „Werk Deutschland" und „Karl Liebknecht", vorher „Kaiserin Augusta': Diese Herkunft ist auch der Grund der stetigen Traditionspflege. Als am 31. März 1971 der Abbau von Kohle aufgegeben wurde, trafen sich die Musiker im damaligen Kulturhaus, um weiterhin Blasmusik zu betreiben. Solche verdienstvolle Orchesterleiter wie Erhardt Kaufmann und Horst Uhlmann sorgten dafür, daß das Blasorchester immer einsatzfähig war. Viele junge Leute wurden ausgebildet. In den achtziger Jahren ging die Unterstützung der Bergbautraditionen leider immer weiter zurück. Die großen Feste, wie der Bergmannstag, wurden nicht mehr gefeiert. Es gab immer weniger Gründe zu musizieren. Dazu kam sicherlich ein auf eine musikalische Richtung begrenztes Repertoire. Wenige Konzerte zogen eine schlechte Probenbeteiligung nach sich. Zur Wende waren dann noch 18 aktive Mitglieder übrig. Es mußte etwas geschehen. Die verbliebenen Musiker entschieden sich für die Vereinsgründung. Horst Uhlmann gab den Dirigentenstab an Tilo Nüßler weiter und kümmert sich seitdem intensiv um die Ausbildung des musikalischen Nachwuchses. Mit viel Elan wurde an der Erweiterung der musikalischen Vielfalt gearbeitet. Der Erfolg kam langsam, aber stetig und mit dem Erfolg wuchs auch wieder die Mitgliederzahl. So mancher erinnert sich daran, früher einmal gespielt zu haben und holte das Instrument wieder hervor bzw. fand ein passendes im Orchesterfundus.
Die Pflege bergmännischen Brauchtums steht neben volkstümlicher Blasmusik, klassischen und konzertanten Titeln ganz oben in den Satzungszielen. Deshalb entschlossen sich die Musiker, dem Sächsischen Landesverband der Bergmanns-, Hütten -und Knappenvereine beizutreten. Mit diesem Schritt wurden viele Anstrengungen unternommen, um die Ausstattung an Instrumenten und Trachten zu verbessern. Durch eingespielte Eigenmittel, Sponsoren und Fördermittel des Landes Sachsen, konnten 1993 die ersten Musiker mit historischen bergmännischen Uniformen ausgestattet werden und es wurden Kesselpauken angeschafft. Ein Jahr später schmückte der große Schellenbaum bei den Aufmärschen das Orchester. Heute künden zwei gestickte Fahnen über die Herkunft der ca. 50 Musiker und 20 Trachtenträger bei großen Aufzügen. Viele Instrumente konnten repariert oder neu erworben werden. So hat sich Klangbild und Erscheinungsbild der „Oelsnitzer Blasmusikanten" entscheidend verändert, eine Sache, auf die die Musiker zurecht stolz sein können. Mittlerweile sind sie auf vielen Festen, größeren kulturellen Veranstaltungen und Bergaufzügen dabei und manche Stadt- oder Gemeindeverwaltung ist froh, „feste Termine" zu haben, denn so einfach ist eine Lücke im Kalender nicht zu finden. Seit der Wende haben die Musiker und ihre Familien immer wieder bewiesen, daß sie auch für ihre Stadt selbst kulturelle Ereignisse bieten können. So führen die Vereinsmitglieder seit nunmehr 9 Jahren am letzten Augustwochenende ihr Heimatfest durch. Das sind 3 Tage, angefüllt mit Blasmusik unterschiedlichsten Genres, wobei ein Abend immer von heimatlichen und bergmännischen Melodien geprägt ist. Jährlich werden befreundete Orchester und Kulturgruppen in Oelsnitz begrüßt. Dieses Fest bedarf inzwischen keiner Reklame mehr. Viele Oelsnitzer und ihre Gäste kommen bei jedem Wetter und feiern mit. Genauso wie das Heimatfest, ist d as Weihnachstkonzert ein besonderer Höhepunkt im Oelsnitzer Kulturkalender.In der historische n Umgebung des Maschinensaals des Bergbaumuseums, des früheren „Kaiserin Augusts Schachtes", wird jedes Konzert zu einem besonderen Erlebnis, vor allem wenn weihnachtliche und bergmännische Musik erklingt. Im Frühjahr ist die Musik am „Bergmannsbrunnen" zwischen Oelsnitz und Hohndorf Anziehungspunkt für viele Freunde der Blasmusik. Die Einweihung der einzelnen Teile des Bergbaulehrpfades des Lugau-Oelsnitzer-Steinkohlenrevieres war stets mit der Musik der „Oelsnitzer Blasmusikanten" verbunden. Zu allen diesen Höhepunkten haben es sich die Mitglieder zur Tradition gemacht, die Orchesterkinder, die mühsam, geduldig und fleißig ein Instrument erlernen, vorzustellen und ihr Können zu loben. Es gehört schon etwas dazu, in einem vollen Zelt oder Saal zu spielen, um so höher wiegen dann Lob und Anerkennung. Gegenwärtig befinden sich 11 Kinder und Jugendliche in der Ausbildung. Wenn auch teilweise die Beine noch etwas kurz für die Marschmusik sind, der Ton stimmt und „so langsam wächst man rein".Aber nicht nur in der Region um Oelsnitz ist das Orchester bekannt. Schon mehrmals waren die Musiker in Bergbaugebieten Frankreichs zu Gast und unternahmen Gastspiele in die alten Bundesländer, so zum Trachtenumzug nach München. Ein besonderer Höhepunkt war für die „Oelsnitzer Blasmusikanten" die Mitwirkung am großen bergmännischen Zapfenstreich und der Bergparade sowie dem ökumenischen Gottesdienst zum 8. deutschen Bergmannstag in Schneeberg 1996. Neue Ziele sind aber gesteckt, so werden die Oelsnitzer wie bisher in erster Linie für die Menschen der näheren Umgebung musizieren, zu besonderen Anlässen ihre bergmännische Uniform tragen und versuchen, Jugendliche und Kinder für das schöne Hobby zu gewinnen. Sie wollen sich dabei aber auch weiterhin bemühen, ihre sächsische Heimat über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen.
Oelsnitzer Blasmusikanten (Bild oben rechts)
Die Standarte der Oelsnitzer Blasmusikanten
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