Die Regionalgeschichte der erzgebirgischen Orte Lugau, Oelsnitz sowie seiner Umgebung wurde durch 127 Jahre Steinkohlenförderung geprägt und damit die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens entscheidend beeinflußt. Ausgehend von den ersten Zufallsfunden, über einfache Schachtversuche, die Gründerzeit der kleinen Eigenlöhnerzechen bis zur Entstehung großer Bergbaugesellschaften, wurden in all den Jahren 142 Millionen Tonnen Steinkohle aus den Schächten dieser Region nach über Tage gebracht und der deutschen Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Ein besondere Zeuge dieser Epoche ist das Bergbaumuseum in Oelsnitz/Erzgebirge, das als eines der größten technischen Museen Deutschlands einen umfassenden Überblick über die Entwicklung Lind Spezifika des Steinkohlenbergbaus am Originalstandort bietet. Die Besucher erhalten einen Eindruck von der Schwere und den Gefahren der bergmännisehen Arbeit, aber auch Besinnliches und Heiteres aus dem Bergmannsleben findet aufmerksame Zuhörer. Während eines individuellen Rundgangs kann sich der Besucher in 5 Ausstellungsräumen über die Technik und die bildende Kunst des Bergbaus sowie die Geschichte Lind die Geologie der Steinkohlenlagerstätte informieren.Ein Höhepunkt des Museumsbesuches ist jedoch zweifellos die Fahrt in die „Unterwelt". Auf rund 400 m Weglänge offenbart sich dem Besucher die geheimnisvolle Welt des Untertagebergbaus. Geführt von sachkundigen Begleitern geht es dabei durch Strecken und Abbaue, vorbei an funktionstüchtigen Gewinnungs- und Fördermaschinen und in Bereiche, die durch Gebirgsdruck deformiert wurden.Unterschiedliche Ausbauarten als Stützelemente gegen den starken Gebirgsdruck unter Tage, der von den Bergleuten beherrscht werden mußte, lernt der Besucher kennen. Besondere Höhepunkte innerhalb der Führung sind die beiden Fördermaschinen, die in Funktion vorgeführt werden, die elektrische Turmfördermaschine und eine liegende Zwillingsdampffördermaschine.Bedingt durch die geologischen Verhältnisse mit einer ausgeprägten Kleintektonik war der Einsatz von modernen Gewinnungsmaschinen oft nicht möglich, so daß der Abbau in mühevoller Handarbeit mit dem preßluftbetriebenen Abbauhammer und der Kohlenschaufel erfolgte. Diese körperlich schwere und gefährliche Arbeit der Steinkohlenkumpel findet nach dem Rundgang bei vielen Besuchern noch mehr Achtung und Anerkennung.
Die bergmännischen Traditionen dieser Region aufzuarbeiten und der Nachwelt zu erhalten, das ist der Hauptinhalt der vielfältigen Arbeit des bestehenden Traditionsvereins. Am 20. November 1990 wurde der Verein „Freunde und Förderer des Bergbaumuseum Oelsnitz/Erz gebirge e.V." gegründet. Ehemalige Bergarbeiter des Lugau-Oelsnitzer und des Zwickauer Steinkohlenreviers, sowie bergbauinteressierte Männer und Frauen aus der Umgebung, engagieren sich für die Erhaltung und Pflege des bergmännischen Brauchtums im Verein. Die Uniformträger nehmen über die Landesgrenzen Sachsens hinaus an den unterschiedlichen Bergparaden teil, wobei insbesondere zu den Bergkameraden des Saarlandes eine herzliche Verbindung besteht. Besonders stolz sind die Bergkameraden auf ihre jungen Bergknappen, die mit Begeisterung am Vereinsleben teilnehmen. Eine enge Zusammenarbeit wird mit den Oelsnitzer Blasmusikanten gepflegt, die mit ihrer bergmännischen Musik bei öffentlichen Auftritten, so auch zu den alljährlichen Konzerten im Bergbaumuseum und zu den Bergparaden, großen Anklang beim Publikum finden.
In einem vom Verein herausgegebenen Buch über das Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier werden sowohl dem Fachmann als auch dem bergbau- und geschichtsinteressierten Bürger die Besonderheiten des Steinkohlenbergbaus vorgestellt. Rund 200 Bilder, Zeichnungen, Karten und überwiegend historische Fotos vermitteln einen interessanten Einblick in die Arbeit des Bergmannes. Darunter befinden sich auch die ersten in Deutschland unter Tage aufgenommenen Fotos, wie z.B. von einem um 1896 in der Grube eingesetzten elektrischen Förderhaspel. Eine im Anhang aufgeführte Tabelle gibt einen chronologischen Gesamtüberblick über die Bohr- und Schachtanlagen im Steinkohlegebiet um Lugau und Oelsnitz.
Eine Arbeitsgruppe des Vereins hat in mehrjähriger Arbeit, zusätzlich zum Bergbaumuseum, einen Bergbaulehrpfad geschaffen, durch den man die Geschichte dieses Steinkohlereviers noch besser versteht. An 35 Punkten in den Bergbauorten Lugau, Oelsnitz, Hohndorf, Niederwürschnitz und Gersdorf wird mit Kohlehunten, Bildtafeln und Kurzbeschreibungen auf ehemalige Schachtanlagen oder auf Objekte hingewiesen, die mit der langjährigen bergmännischen Tätigkeit in der Region im Zusammenhang standen. Die Betreuung der einzelnen Standorte, häufig mit reizvoll gestalteten Sitzecken versehen, haben Vereinsmitglieder übernommen. Zum besseren Verständnis des Bergbaulehrpfades wurde eine kleine Broschüre herausgegeben, in der weitere Informationen und eine Karte enthalten sind.
Im Juli 1996 wurde das 10jährige Bestehen des Bergbaumuseums festlich begangen. Seit 60 Jahren fand erstmals wieder ein Bergaufzug im Ortsteil Neuoelsnitz statt, der von den zahlreich erschienenen Ortsansässigen und ihren Gästen begeistert aufgenommen wurde. Ein vom Verein organisiertes Treffen ehemaliger Kumpel des Reviers war dabei ein weiterer Höhepunkt dieses Ereignisses. Alte Erinnerungen über die gemeinsamen Jahre auf dem Schacht wurden ausgetauscht und Freude über das Erhalten der Bergbautraditionen immer wieder von allen zum Ausdruck gebracht; ein Anlaß mit dafür, künftig den traditionellen Bergmannstag im ehemaligen Kohlerevier wieder aufleben zu lassen, wie ehemals jeweils am ersten Wochenende im Juli.
Die „Freunde und Förderer des Bergbaumuseums" treffen sich quartalsweise, führen gemeinsame Veranstaltungen im Bergbaumuseum durch, erkunden unter anderem bei Ausfahrten in verschiedene Bergbaugebiete die Geschichte und Schönheit ihrer Heimat. Jährlich wird Bilanz gezogen über die geleistete Arbeit und die künftigen Aufgaben zur weiteren Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit beraten. Die Freunde und Förderer des Bergbaumuseum sind eine in der Umgebung bekannte und gern gesehene Vereinigung, deren Traditionsverbundenheit Anerkennung findet.
Mitglieder des Vereins „Freunde und Förderer des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge" (Bild oben rechts)
Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge (Bild mitte links)
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