ihr 775 jähriges Bestehen. Im kommenden Jahr, also 18 Jahre später, steht die 800-Jahr-Feier an. Ein Rechenfehler?
VON VIOLA HEIDRICH
OELSNITZ - Dass im kommenden Jahr das 8oo-jährige Bestehen in der Stadt gefeiert werden soll, hat Ilona Scheibner verblüfft. Ein Blick in den Küchenschrank bestätigt ihr Problem - dort steht der Bierkrug, den sie als Erinnerung an die 775-Jahr-Feier
von 1994 aufbewahrt. Demnach müsste die 8oo-Jahr-Feier doch 2019 stattfinden, glaubt sie. „Wo liegt der Denk- oder Rechenfehler?"
Auch wenn Ilona Scheibner offensichtlich nicht die Einzige ist, die über das Jahr der nächsten Feierlichkeiten erstaunt ist, für Bürgermeister und Hobbyhistoriker Hans-Ludwig Richter ist das neue Datum schon ein altes Ding. Bereits vor gut sechs Jahren habe er auf die 8oo-Jahr-Feier 2012 hingewiesen, sagt er. Denn nunmehr gehe man von einer ersten urkundlichen Erwähnung Oelsnitz im Jahr 1212 aus. Diesem urkundlichen Auftreten des „Geschlechts von der Oelsnitz" hat Hans-Ludwig Richter erst unlängst einen Beitrag in den „Sächsischen Heimatblättern" gewidmet.
„Es wird kein Verkleinerter Tag der Sachsen."
Hans-Ludwig Richter Bürgermeister
„Lange Zeit wurde zum ersten urkundlichen Auftreten des Geschlechts im sächsischen Raum das Jahr 1219 benannt", schreibt er dort. Eine Anfrage von 1994 beim Sächsischen Hauptstaatsarchiv haben keine andere Angabe gebracht, und mit Blick auf diese Antwort habe die Stadt im Jahr 1994 die 775-Jahr-Feier begangen.
„Zweifel kamen erstmals in Kenntnis der kleinen Schrift Bernherd Schmids zum Haus in Oelsnitz im Erzgebirge auf", schreibt Richter. Schmid, der 1947 verstarb, war Neffe von Alexander Bernhard Ernst von der Oelsnitz. Beide forschten intensiv zur Geschichte des Geschlechts, und Schmid führte als „die ersten Mitglieder dieser Familie ... Rembertus de Olsniz, 1212 und 1219 als Vasalle des Markgrafen Dietrich (1197 bis 1221) genannt, ..." aus. Richter: „Es ist davon auszugehen, dass er die genannten Jahreszahlen sorgfältig prüfte und die dortige Angabe des Jahres 1212 seine Berechtigung hat." Zudem existiere die Abschrift einer Urkunde, datiert 14. Mai 1212, in der „dominus Rembertus de Olsniz ..." als Zeuge aufgeführt ist.
So weit die Historie, nun die Gegenwart. Bezug nehmend auf diese neueren Forschungsergebnisse ist also beschlossene Sache: Kommendes Jahr gibt es eine 8oo-Jahr-Feier, und zwar vom 14. bis 16. September. Dass man die beim Tag der Sachsen 2010 gewonnenen Erfahrungen einbringen wird, darüber besteht kein Zweifel. „Aber", so der Bürgermeister, „es wird kein verkleinerter Tag der Sachsen".
Ansprechpartner für Vereine, Firmen und interessierte Bürger, die Ideen beisteuern oder sich selbst in die Jubiläumsfeierlichkeiten einbringen wollen, ist Jörg Haschek. Der gelernte Veranstaltungskaufmann hat seinen Sitz dort, wo schon das Büro des Sachsentages war: im Erdgeschoss der Stadthalle. Bei Haschek sollen zukünftig nicht nur die Fäden für das große Heimatfest, sondern generell für das kulturelle Leben in der Stadt zusammenlaufen.
Höhepunkt wird am 16. September der große Festumzug sein. Rufstellplatz, Route und damit auch Länge seien identisch mit dem des Sachsentages, aber inhaltlich werde er interessanter für die Region, sagt Richter. „Es geht ja hauptsächlich um Oelsnitz". Damit werde die Umsetzung allerdings auch aufwendiger.
Auch 1994 gab es einen großen Festumzug. An den kann sich Ilona Scheibner nicht nur gut erinnern, sie kann ihn sich auch jederzeit anschauen. Denn neben dem Bierkrug und einer Erinnerungsmedaille nennt sie auch das Video ihr Eigen, das vom damaligen Umzug gedreht wurde. Dass es auch vom Festumzug im Jahr 2012 Filme geben wird, davon ist Bürgermeister Hans-Ludwig Richter überzeugt. Auch, dass es allerlei Dinge als Erinnerung an die Festlichkeit zu kaufen gibt. Nur, ob Bierhumpen darunter sind, da mag er sich noch nicht festlegen.
Bild: Ilona Scheibner mit dem Jubiläumshumpen von 1994.
FOTO: ANDREAS TANNERTIM HEFT 3 DER SÄCHSISCHEN HEIMATBLÄTTER 2010, die im Auftrag des Kulturbundes Sachsen herausgegeben werden, ist nicht nur der Beitrag „Das Geschlecht von der Oelsnitz" zu finden. Die komplett der sächsischen Bergbaustadt Oelsnitz gewidmete Ausgabe enthält beispielsweise auch einen Artikel über Bernhard Turley sowie einen Beitrag über die Entwicklung des Steinkohlebergbaus im Lugau-Oelsnitzer Revier. Es werden zudem historische Luftbilder der Stadt Oelsnitz, die zwischen 1945 und 2005 entstanden, ausgewertet und die Bedeutung von Heimfotografen für die moderne Stadtdokumentation beleuchtet. Erhältlich ist das reichlich 100 Seiten starke Heft unter anderem im Rathaus, der Bibliothek und in der Buchhandlung auf der Bahnhofstraße.
Freie Presse 23.02.2011
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